Trinkwasserquellen: Qualität unter Druck
Trinkwasserquellen: Qualität unter Druck
Laut mehreren Studien ist die Qualität unserer Trinkwasserquellen gefährdet. Diese Quellen werden zunehmend durch menschliche Aktivitäten verschmutzt. „Uns läuft die Zeit davon“, sagt Peter van der Velden, Vorsitzender des niederländischen Verbandes der Trinkwasserversorger.
Im Jahr 1851 wüteten in den Niederlanden Infektionskrankheiten wie Typhus und Cholera. Sie verwüsteten Städte und forderten viele Menschenleben. Der Grund? Verunreinigtes Trinkwasser. Damals wusste man das noch nicht. Die Trinkwasserversorgung war keine staatliche Aufgabe. So holten sich die Stadtbewohner ihr Wasser direkt aus den Grachten – ohne Wissen über Bakterien oder Hygiene. Niemand störte sich daran, dass dieselben Grachten auch als Abwasserkanäle dienten. Einige der wenigen Trinkwasserbrunnen waren ebenfalls unhygienisch, weil Abwässer einsickerten.
An einem sonnigen Tag arbeitete der Schriftsteller und Jurist Jacob van Lennep im Garten seines Landhauses „Manpad“ in Heemstede. Seine Frau reichte ihm ein Glas frisches Dünenwasser, das sie aus der örtlichen Pumpe geholt hatte. Van Lennep hatte eine Idee: Er wollte das saubere Dünenwasser nach Amsterdam bringen. Er gründete die Amsterdamsche Duinwater-Maatschappij. Seit 1853 pumpt das Unternehmen Dünenwasser in die Hauptstadt. Noch heute – 150 Jahre später – ist dieses Gebiet die wichtigste Trinkwasserquelle für Amsterdam und Umgebung. Doch auch hier werden zunehmend Schadstoffe gefunden.
Wassergewinnungsgebiete
Die Amsterdamer Wasserleitungsdünen – heute ein geschütztes Naturschutzgebiet – waren das erste großflächige Trinkwassergewinnungsgebiet in den Niederlanden. Inzwischen sind 215 weitere Gebiete hinzugekommen. Rund 40 Prozent unseres Trinkwassers stammen aus Oberflächenwasser. Die Wasserentnahmestellen liegen vor allem im Westen des Landes. Die Wasserwerke entnehmen Wasser aus dem Rhein, dem IJsselmeer und der Maas – gespeist durch Regen und Grundwasser aus den Niederlanden, aber auch aus Deutschland, Belgien, Luxemburg, Frankreich, der Schweiz, Liechtenstein, Österreich und Italien.
Etwa 55 Prozent des Trinkwassers stammen aus Grundwasser, das vor allem im Osten und Süden der Niederlande gefördert wird. Dieses Grundwasser ist mehrere Jahre bis Jahrtausende alt. Älteres Grundwasser enthält weniger Verunreinigungen. Der Rest des Trinkwassers stammt aus Oberflächenwasser (40 Prozent) und Uferfiltrat (5 Prozent) – also Grundwasser, das sich direkt neben Flüssen befindet. Nach kurzer Versickerungszeit wird es über den Untergrund gefördert und zu Trinkwasser aufbereitet.
Schlechte Noten
Eine aktuelle Studie des niederländischen Nationalen Instituts für Volksgesundheit und Umwelt (RIVM) zeigt, dass mehr als die Hälfte der 216 Wasserentnahmegebiete – entweder sofort oder in naher Zukunft – von schlechter Wasserqualität und -verfügbarkeit bedroht ist. In 135 dieser Quellen wurden Stoffe wie Arzneimittelrückstände, Pestizide, Industrieabfälle und Drogenrückstände gefunden. Laut Annemarie van Wezel, Professorin für Umweltökologie an der Universität Amsterdam, schneidet die Niederlande in Europa schlecht ab, was die Wasserqualität betrifft. „Wir sind das Schlusslicht der Klasse – und das, obwohl wir eigentlich ein schönes Feuchtgebiet sind.“
Van Wezel verweist auf die europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), ein Regelwerk zum Schutz von Grundwasser, Flüssen und Seen. Die Niederlande haben sich verpflichtet, die Ziele der WRRL bis 2027 zu erreichen. Dafür sind jedoch größere Anstrengungen und mehr finanzielle Mittel nötig. Ob das gelingt, ist fraglich. Van Wezel: „Die Verschmutzung lässt sich durch den Eintrag von Stoffen über unsere Flüsse erklären. Hinzu kommt, dass unser Land auf kleinem Raum sehr viel Industrie und Landwirtschaft beherbergt.“
Ministerium für Infrastruktur und Wasserwirtschaft
2019 untersuchte das Wasserforschungsinstitut KWR die Qualität der niederländischen Trinkwasserquellen. Die Studie folgte auf eine Warnung der Aufsichtsbehörde für Umwelt und Verkehr (ILT), wonach die Qualität der Quellen Anlass zur Sorge gebe. Die KWR-Studie zeigte eine steigende Zahl und Konzentration neu auftretender Schadstoffe im Wasser. Peter van der Velden, Vorsitzender des Verbandes der Wasserunternehmen (Vewin), überreichte die Studie der damaligen Ministerin für Infrastruktur und Wasserwirtschaft, Cora van Nieuwenhuizen.
„Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung sind absolut notwendig“, sagte Van der Velden. „Trotz der Bedrohungen ist das Trinkwasser in den Niederlanden derzeit noch von hoher Qualität. Aber diese Qualität steht unter Druck, weil immer mehr Schadstoffe ins Wasser gelangen.“ Van der Velden forderte einen besseren Schutz der Wasserquellen: „Der Eintrag von Chemikalien, Mikroplastik, Pestiziden und Düngemitteln wird nach wie vor toleriert. Wir verschließen die Augen vor den langfristigen Folgen. Wir reden seit Jahren darüber – aber es wird nur schlimmer! Die Frage ist: Wie lange poldern wir noch herum, wenn es um die Verschmutzung unseres Wassers geht?“
Negative Entwicklung
Auch die Wasserverbände, die für die Abwasserreinigung und die Überwachung der Oberflächenwasserqualität zuständig sind, beobachten eine besorgniserregende Entwicklung. „Wir sehen, dass immer mehr Stoffe im Wasser landen – auch solche, über die wir noch kaum etwas wissen“, sagt Sander Mager, Vorstandsmitglied der Vereinigung der Wasserverbände. „Stoffe, die wir womöglich noch gar nicht zuverlässig messen können. Es bedeutet, dass man sie auch nicht richtig herausfiltern kann. Weil so viele verschiedene Stoffe ins Wasser gelangen, kommt es zu unerwünschten Wechselwirkungen – und diese Stoffe können sich in ihrer Toxizität gegenseitig verstärken.“
Trotz großer Investitionen der Wasserwerke in die Aufbereitung werden immer noch geringe Konzentrationen gesundheitsschädlicher Stoffe im Trinkwasser gefunden – etwa das Pestizid Glyphosat oder krebserregende Stoffe wie Chrom-6 und PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen). Letztere wurden kürzlich auch in den Amsterdamer Dünen entdeckt. Viele dieser Substanzen sind weitaus gefährlicher für die Gesundheit, als bisher angenommen. Deshalb müssen die Behörden die Grenzwerte regelmäßig verschärfen.
Klimawandel
Laut RIVM trägt auch der Klimawandel zur Verschlechterung der Wasserqualität bei. Aufgrund der trockenen, heißen Sommer in den Jahren 2018 und 2019 sind Verfügbarkeit und Qualität von Grund- und Oberflächenwasser unter Druck geraten. In den letzten Jahren stand weniger Wasser zur Verfügung. Wegen der Dürre führten die Flüsse weniger Wasser, was zu höheren Schadstoffkonzentrationen führte. Die Wasserwerke mussten entsprechend mehr Aufwand betreiben, um sauberes und sicheres Trinkwasser zu gewährleisten.
Inzwischen werden alternative Wege der Trinkwassergewinnung diskutiert – zum Beispiel aus Regenwasser, Abwasser oder industriellen Kläranlagen. Selbst autarke Systeme wie auf der Internationalen Raumstation sind denkbar – ebenso die Aufbereitung von Meer-, Brack- oder Polderwasser. Diese Technologien befinden sich allerdings noch im Anfangsstadium und sind teurer als das bestehende System. Doch klar ist: Es muss sich etwas ändern. „Wasser wird eines der dringendsten Themen der Zukunft sein“, sagt Van der Velden.
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